2020 – Das Jahr in dem es einem Virus gelang, die Welt zu verändern

Clevere digitale Services können hier unterstützen, den Alltag vereinfachen, die Gefahren reduzieren. So auch „Covidoor“.

covidoor Ticket
2020 wird als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem es einem Virus gelang, die Welt zu verändern. Viele der Covid-19-bedingten Beschränkungen dürften, unabhängig vom weiteren Verlauf der Infektionszahlen, in naher Zukunft aufrecht bleiben. Es gilt mit ihnen leben zu lernen.

Clevere digitale Services können hier unterstützen, den Alltag vereinfachen, die Gefahren reduzieren. So auch „Covidoor“, ein System, das es Einrichtungen mit BesucherInnen-Verkehr, etwa Spitälern, ermöglicht, notwendige Schleusen zu entlasten.

Die Initiatoren, Lukas Drabauer (Geschäftsführer Alpha Medical Concepts) und Albert Ortig (Geschäftsführer Netural), geben Einblick in ihre Erfahrungen der ersten Wochen.

Seit rund sechs Wochen ist Covidoor nun in Oberösterreich die elektronische Alternative an Covid-19-bedingten BesucherInnen- Schleusen von Spitälern. Was sind die Erkenntnisse aus dem Einsatz?

AO: „Wir sind zufrieden. Covidoor entlastet wirkungsvoll die Kontrollen an den Eingängen. Natürlich braucht es noch ein wenig, bis die Mehrheit der BesucherInnen die Möglichkeit nutzt. Viele wissen erst beim zweiten Besuch, dass die Krankenhäuser mit Covidoor eine praktische Fast Lane bereitstellen.“

LD: „Wichtig ist die Verkürzung der Kontaktzeit und eine Reduktion der Kontaktpunkte. So können wir verhindern, dass die Schleusen selbst zu einem Risiko werden. Das verbessert die Sicherheit für BesucherInnen, PatientInnen und MitarbeiterInnen gleichermaßen. Sollte nachträglich eine Infektion bekannt werden, besteht zudem über das integrierte Logbuch eine bessere Chance, Kontaktpersonen rasch ausfindig zu machen.“
Dieser Erfolg lässt sich ja gut auf die sehr spezifischen Voraussetzungen der Projektpartner zurückführen. Wie kam es zu der Idee „Covidoor“?

AO: „Netural beschäftigt sich seit Jahren mit Digital Health-Themen und war schon in der Vergangenheit an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt. Und wenn man sich persönlich kennt und schätzt, ist es naheliegend, gemeinsam über aktuelle Herausforderungen nachzudenken.“

LD: „Ja, Covidoor ist der Output eines Brainstormings. Wir bei Alpha Medical Concepts entwickeln Konzepte zur Erhöhung der Patientensicherheit in Spitälern. Ich war im Frühjahr, am Höhepunkt des Shutdowns, Berater im Krisenstab eines Krankenhauses und suchte Antworten auf die Frage, wie wir die Zugänge kontrolliert wieder öffnen können, ohne dabei wertvolle Vorsichtsmaßnahmen über Bord zu werfen bzw. durch ausufernde Staus ad absurdum zu führen.“

AO: „Nach einer ersten Skizze der Anforderungen haben sich unsere DesignerInnen und ProgrammiererInnen sofort an die Arbeit gemacht und Prototypen entwickelt. Covidoor entstand arbeitsteilig in zig Homeoffices.“

Im Zuge der Entwicklung von „Covidoor“: Worauf wurde hier besonders Wert gelegt?

AO: „Covidoor basiert auf ‚Digital Service Design‘-Paradigmen: der/die UserIn steht im Mittelpunkt aller Überlegungen. So ist gewährleistet, dass die Bedienung möglichst einfach bleibt und die Software nicht mit Funktionen überfrachtet wird, die niemand wirklich benötigt.“

LD: „Ein zentrales Anliegen war auch ein möglichst unkomplizierte Rollout in den jeweiligen Einrichtungen. Allein die Entscheidung, dass Covidoor als Cloud-Service angeboten wird, hat aus IT-Sicht vieles einfacher – und letztlich auch günstiger und sicherer – gemacht.“

Kurz zusammengefasst: Was leistet „Covidoor“ für Einrichtungen mit Publikumsverkehr? Worin unterscheidet es sich von anderen Systemen?

AO: „Zunächst ist Covidoor dafür gedacht, das Ausfüllen eines Fragebogens am Einlass der jeweiligen Einrichtung zeitlich vorzuziehen und via Smartphone sprichwörtlich in die Hände des/der BesucherIn zu legen. Konkret, indem die Fragen zur Covid-19-typischen Symptomen vorab online beantwortet werden.“

LD: „… ins Gebäude oder aufs Gelände dürfen dann nur BesucherInnen, die bestätigen, keine verdächtigen Symptome aufzuweisen. Schon die praktischen Details bringen hier viele Vorteile: Etwa, dass es digital keine Kugelschreiber braucht, die gemeinsam genutzt werden und daher laufend desinfiziert werden müssen. Oder dass sich Mitarbeiter/innen am Einlass auf andere Aufgaben konzentrieren können, als nur zu kontrollieren, ob alle Fragen beantwortet wurden. Covidoor reduziert die Durchlaufzeit pro BesucherIn von drei Minuten auf eine Minute. Somit nehmen auch die Staus ab, die ja für sich wiederum mögliche Kontaktpunkte darstellen.“

AO: „Sollte eine Covid-19-Infektion unter den BesucherInnen bekanntwerden, erleichtert Covidoor das Contact Tracing. Auch wenn wir uns diese Situation gerade für Krankenhäuser nicht wünschen, gibt das elektronische Logbuch die Sicherheit, im Fall der Fälle rasch handeln zu können.“

Wie wird sichergestellt, dass auch ältere Personen oder Menschen, die mit ihrem Smartphone in erster Linie telefonieren, „Covidoor“ nutzen können?

AO: „Ältere Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigung können sich das Ticket von Angehörigen erstellen und ausdrucken lassen. Und natürlich empfehlen wir immer auch eine Unterstützung vor Ort, welche in einem Krankenhaus sowieso gegeben ist.“

Als extrem heikel gilt ja der Umgang mit personenbezogenen Gesundheitsdaten. Wie löst „Covidoor“ die Anforderungen an den Datenschutz?

LD: „Ja, Gesundheitsdaten gehören zu sensibelsten personenbezogenen Informationen. Das ist uns bewusst und es ist uns ein Anliegen, dem auch maximal gerecht zu werden: Abgesehen davon, dass wirklich alle Daten spätestens drei Wochen nach dem Tracing/Containment-Begehren automatisch gelöscht werden, erfassen wir zum Beispiel nur die Freigabe, also, ob ein Zutritt gewährt wird, nicht die Antworten auf die einzelnen Fragen.“

In welchen Bereichen kann „Covidoor“ mit seiner bestehenden Logik eingesetzt werden?

AO: „Startpunkt waren die Spitäler. Doch klarerweise gibt es unzählige weitere Einrichtungen, die aufgrund der Covid-19-Gefahren den Zutritt regulieren müssen: Restaurants, Hotels, Freizeiteinrichtungen, Flughäfen oder Bahnhöfe, um nur einige zu nennen. Und das international. Wir sind aktuell zum Beispiel in Kontakt mit spanischen Fußballstadien.“

LD: „Im einfachsten Setup braucht es nur iPads mit der darauf installierten Covidoor-App. Die Integration zusätzlicher Hardware, etwa von Vereinzelungsschleusen, Schrankensystemen oder Wärmebildkameras, stellt auch kein Problem dar. Und auch die Ergänzung der Software, etwa um einrichtungsspezifische Fragen, kann zügig umgesetzt werden.“

Welche weiteren Entwicklungen von „Covidoor“ sind geplant?

AO: „Derzeit konzentrieren wir uns auf einen raschen internationalen Rollout. Wir sind bereits mit Interessenten in zahlreichen europäischen Ländern in Kontakt und bauen Vertriebspartnerschaften aus. Gleichzeitig entwickeln wir weiter an hoch individualisierbaren Lösungen für einen sicheren, zügigen Einlass bei einem hohen BesucherInnenaufkommen. Man darf nicht vergessen: Verhaltensweisen, die von der Allgemeinheit jetzt erlernt werden, bleiben auch für die Zeit nach Corona.

Danke für das Gespräch.